sturmfisch
 
Samstag, 26. Juni 2004

Picture of the Month

POM - June 2004



the secret garden of the heart diesmal gleich drei ich will immer noch ans meer ich will ans meer himmel, ueberall ist himmel ...
 

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Montag, 31. Mai 2004

was aus mir kommt

Treppe zum Himmel



Sitze im Café. Die Sonne schien auf meinem Weg hierher. Wolken waren keine zu sehen, nicht in meiner Richtung. Der Himmel ist klar. Lese Simone De Beauvoir. Auch sie schrieb über den Himmel „… und am Horizont das ganze Amerika. Ich selbst existiere nicht mehr. So ist das. Ich begreife, was ich hier gesucht habe: diese Fülle, die man nur in der Kindheit oder der ersten Jugend kennt, wenn man sich selbst zugunsten anderen Dinge einmal völlig ausschalten kann. [...] Paris bleib für mich das Herz der Welt, Paris war nie völlig aus mir gewichen, ich selbst war immer in meiner Haut geblieben. Paris hat seine Hegemonie verloren. Ich bin nicht nur in einem fremden Land, ich bin in einer fremden Welt gelandet, in einer selbständigen, abgesonderten Welt; ich berühre diese Welt – sie ist da. […] Mit einem Schlage bin ich befreit von der Sorge um jenes monotone Unternehmen, dass ich mein Leben nenne. Ich bin nur noch das bezaubernde Bewusstsein, durch welches hindurch das souveräne Objekt sich entschleiern wird“. Dann regnet es. Auch in der Stadt lieben Himmel und Meer sich leidenschaftlich. Für Sommerregen auf der Haut ist es zu kalt. Das Licht bricht durch. Sekunden nur. Dann gewinnt das Liebesspiel des Wetters. Die Welt ist feucht, der Boden nass, die Strassen leer. Auf ihnen spiegeln sich vermischt das Grün die Bäume mit dem Graurotblau des Himmels. Die Farben atmen durch, glänzen in ihrem Kontrast. Rinnsale fließen auf verbotenen Wegen, spülen den Staub der Stadt hinweg. Gelegentlich ist ein Kanal verstopft. Der Asphalt wird für kurze Zeit zum Fenster, in dem sich der Horizont blau spiegelt. Ob ich in den Himmel fliege, wenn ich sofort hineinspringe? Die Luft riecht danach. Selbst die Treppe, die ich langsam nach oben steige, führt dorthin.


 

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Sonntag, 30. Mai 2004

Fundsachen

In den Himmel fliegen



«Wichtiger ist es, einander zu verstehen, ohne groß nachzudenken. Ohne viele Worte zu machen, etwas vermitteln zu können. Deshalb sage ich auch fast nie etwas zu dir wie >tu dieses< oder >tu jenes nicht<. Das Wichtigste ist, dass wir hier zu einem verschmelzen. Solange wir das tun, gibt es keine Probleme.» «Verschmelzen?» «Das heißt, wenn du im Wald bist, wirst du nahtlos zu einem Teil des Waldes. Wenn du im Regen stehst, wirst du Teil des Regens. Wenn es Morgen wird, wirst du Teil des Morgens. Wenn du mit mir zusammen bist, wirst du ein teil von mir. So eben. Einfach ausgedrückt.» «Und wenn du bei mir bist, wirst du ein Teil von mir.» «Genau.» «Was ist das für ein Gefühl? Ein Teil von mir zu werden, obwohl du ganz du selbst bist?» Sie sieht mich direkt an und tastet nach ihrer Haarspange. «Es fühlt sich ganz natürlich an, und wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, ist es ganz leicht. Wie in den Himmel zu fliegen.» «Du kannst in den Himmel fliegen?» «Nur zum Beispiel», sagt sie mit einem Lächeln. Es hat keine tiefere Bedeutung und keinen verborgenen Inhalt. Sie lächelt nur um des Lächeln willens. «Richtig verstehen, wie es ist, in den Himmel zu fliegen, kann man nur, wenn man wirklich in den Himmel geflogen ist, Genauso ist das.» «Jedenfalls geschieht es ganz spontan, ohne dass du darüber nachdenken musst, oder?» Sie nickt. «Genau. Es geschieht spontan, entspannt und ruhig. Man braucht nicht darüber nachzudenken. Es vollzieht sich bruchlos.»

Haruki Murakami „Kafka am Strand“


 

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