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Dienstag, 3. Januar 2006

Werkstatt

Joop



„Mama, was machst Du mit Joop“ „Keine Angst, Raquel, es passiert ihm nichts“ „Aber warum schneidest Du ihm den Bauch auf?“ „Du hast Deinen Bär doch lieb, mein Schatz, oder?“ „Ohne ihn kann ich nicht schlafen“ „Es muss uns jetzt beide beschützen, Dein Joop“

„Und warum legst Du die schwarzen Säckchen aus Papas Laden in seinen Bauch?“ „Damit sie keiner findet“ „Sind da die Glitzersteine drin?“ „Ja, meine Süße“ „Joop wird gut aufpassen“ „Ich weiß“

„Mama, Joop fragt sich, warum Papa nicht selbst auf seine Steine aufpasst“ „Sag Joop, er musste vor uns weggehen“ „Mit den braunen Männern, die bei ihm waren?“ „Ja“ „Joop hatte Angst vor ihnen“ „Halte Joop gut fest, mein Schatz“ „Ja Mama“

„Joop friert, Mama.“ „Hier, wickele ihn in das Tuch“ „Jetzt ist ihm warm“ „Passt er auf uns auf?“ „Ja, und er hat keine Angst mehr vor den braunen Männern“ „Erklär ihm, die Narbe auf seinem Bauch ist unser grosses Geheimnis“ „Mama, Joop sagt, sie tut ihm gar nicht mehr weh“

„Mama, Joop kann nicht schlafen“ „Warum denn nicht?“ „Ihm ist wieder kalt, er hat Hunger, im Zug hier ist es so voll, eng und laut“ „Halte ihn ganz nah bei Dir“ „Er hat trotzdem Angst Mama“ „Kommt alle beide noch näher her zu mir“ „Wohin fahren wir denn mit Joop?“ „Joop weiss es ganz bestimmt“ „Mama, Joop ist eingeschlafen“

„Raquel?“ „Ja Mama“ „Sag mal, ist Dein Joop denn schon ein großer Bär?“ „Ja, er ist ganz groß und er hat überhaupt keine Angst“ „Siehst Du die Männer da vorne?“ „Die braunen, ja. Sie haben eben einer Puppe den Kopf abgerissen“ „Joop brauch keine Angst zu haben, die suchen nur irgendetwas“ „Er hat keine Angst. Joop wird Papas Steine beschützen“ „Das ist gut, die braunen Männer dürfen sie nicht bekommen“ „Joop ist der stärkst Bär der Welt“ „Ich weiß mein Schatz.“

„Raquel! Und Jopp, hör mir beide jetzt gut zu und tue genau das, was ich Euch sage!“ „Ja Mama“ „Erinnerst Du Dich an die Geschichte von dem Jungen, der fliegen konnte, wenn er es nur fest genug gewollte hatte?“ „Ja“ „Das können Stoffbären auch“ „Wirklich?“ „Frag Joop, er wird ´ja´ sagen“ „Mama, Joop hat Angst“ „Ich weiß mein Schatz. Aber er kann fliegen, selbst wenn er Angst hat“ „Joop zittert“ „Raquel, die braunen Männer suchen Joop. Geh nach hinten und halte ihn aus dem Zugfenster.“ „Aber er kann uns dann doch gar nicht mehr beschützen“ „Doch mein Kind, sogar besser noch. Geh jetzt. Schnell. Lass ihn dann los, Du wirst sehen, er wird fliegen.“


 

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Werkstatt

Tempelhof, Tarif E, Prenzlauer Berg



Zwei Tassen auf einem Esstisch. Für Sekunden konnte er sie sehen, kurz bevor die Propellermaschine in Tempelhof aufsetzte. Berlin. Ankunft. Niemand fragte nach einem Ausweis. Gepäck hatte er kaum, Wäsche für ein paar Tage, seine Lieblingskerzen, eine Flasche Rotwein. Die Luft vor dem Flughafengebäude war frisch. Durchatmen. Kein Taxi, nicht erklären müssen, wohin man will. Die Fahrkarte druckte ein Automat. Tempelhof, Sonntag, 19. April, 14.38h, Tarif E, Ziel Prenzlauer Berg, 1 Euro 20. Der Bus folgte seinem Plan, fuhr ungestoert seine Wege. Die Strassen waren leer, hell und fremd an diesem Sonntag. Gelegentlich blitzte Frühlingsgrün aus einem Hinterhofgarten. Ein Fahrgast, der, der an der letzten Haltestelle zugestiegen war, kam näher. Setzte sich dann zum Glueck aber doch drei Reihen vor ihn. Schweigen. Nur schweigen. Seine Worte durften nicht verschwendet werden. Die wenigen Sätze, die er in den letzten Tagen gebildet, sortiert, verfeinert, poliert und dann doch wieder verworfen hatte, sollten nicht durcheinander kommen. Die Inhalte waren zu flüchtig, ihr Gleichgewicht zu fragil. Wo anknüpfen, wenn man sich 10 Jahre nicht gesprochen hat? „Wenn Du Deinen Mann nicht verlassen kannst, macht es keinen Sinn, dass wir uns weiterhin sehen“ war das letzte, was er ihr damals gesagt hatte. Erinnerung. Ihr letzter gemeinsamer Abend. Gespräche, Rotwein, Kerzen, das Gefühl, sich und die Welt zu verstehen. Trotz allem. Berlin. Jetzt wohnte er in Paris. Inszenierte sein Leben. Anfang fünfzig, erfolgreich, eloquent. Einsam. Er sah sie nie wieder, wollte, konnte nicht. Ihre Bücher las er nicht, obwohl er sie in der Deutschen Buchhandlung am Centre Pompidou immer wieder in den Händen hielt, ihr Parfum roch. Das Umschlagfoto ihres letzten Taschenbuches zeigte, dass auch sie älter wurde. Ein paar graue Haare waren aufgetaucht, standen ihr aber gut. Frankas Augen waren jung wie eh. Schön war sie, immer noch. Er schmunzelte, nie wollte sie sich fotografieren lassen. Der Bus ruckelte, als er über die alte Spreebrücke fuhr, die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser. Er schloss die Augen. Dann das Bild in „Le Monde“. Die Überschrift, die ihn erschreckt hatte. „Die Bundesrepublik Deutschland gedenkt der jüngst gefallenen Soldaten im Kosovo“. Bericht einer Trauerfeier. In Berlin. Schwarz/weiße Aufnahme. Franka saß vorne neben dem Verteidigungsminister. Dunkelgraues Kostüm, schwerer schwarzer Schal. Ihr Hände wirkten verloren. Frankas Mann, Oberleutnant von Kirchhoff hatte das Kommando über den Einsatz gehabt. Von Kirchhoff war eines der 37 Opfer. Er kannte ihre aktuelle Adresse nicht, über ihren Verlag hatte er ihr einen Brief zukommen lassen. „Tut mir unendlich leid. Konstantin“. Dann war ihre Antwort gekommen. Er hatte es sofort gesehen, nur Franka schrieb seinen Namen so. Ein offenes „K“, dann jeder Buchstabe in gleicher Neigung miteinander verbunden. Er fasste in die Innentasche seiner Jacke, zog behutsam den Brief hervor. Zum wiederholten Male. Das Papier war weich geworden, wie Haut vom streicheln. „Bin ab 19. April zurück in Berlin. Alte Wohnung. Bitte komm.“


 

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recommended records

Hamburg special 05/06



  1. Frank Chastenier - The Way You Look Tonight (10:21)
  2. Lizz Wright - Afro Blue (5:51)
  3. Mark Murphy - When I Fall in Love/My One and (5:06)
  4. Frank Chastenier - Mensch (5:20)
  5. Till Brönner - Where Do You Start (6:48)
  6. tok tok tok - nothing stays the same (3:15)
  7. Lizz Wright - Eternity (3:35)
  8. Frank Chastenier - I'll Never Smile Again (7:06)
  9. Mark Murphy - Our Game (6:13)
  10. Lizz Wright - Soon As I Get Home (4:27)
  11. tok tok tok - a day in the life (5:28)
  12. Lizz Wright - Blue Rose (4:06)
  13. Till Brönner - Time Will Tell (3:23)
  14. Lizz Wright - Lead The Way (4:23)
  15. tok tok tok - when you're far away (2:33)

 

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Dr. Gabriele Pauli
Durchsucht man Google nach Fotos der "Schönen Landrätin", findet man das beste...
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[2007] [2006] Richard Powers: Der Klang der Zeit Adam Hochschild:...
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Babel einer der besten Filme,
die ich seit langem im Kino gesehen habe. http://www.paramountvantage.com/babel/
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POM August 2006
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Zeiten ohne Autobahnen Die Haare
fielen ihr ins Gesicht. „Verdammt“, fluchte sie, „warum habe ich...
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