Die Haut ist eben nicht nur mechanisches Schutz- und Sinnesorgan nach außen hin, sondern steht ebenso für eine seelische Grenzfunktion: für die Abgrenzung und Bewahrung der Ich-Persönlichkeit. Bewußtes und Unbewußtes verschränken sich hier zu einer morpho-funktionellen Einheit, und sie zeigen dies noch so eindrucksvoll: im Erröten durch Wut oder Scham, in den juckenden neurodermitischen Effloreszenzen einer hypersensibilisierten Persönlichkeit, in der arrector-pili-Reaktion bei gruseligem Schauer oder zartem Berührtwerden und so fort. [...] Unsere eiskalte egozentrische, nach rücksichtslosem Wachstum strebende sykotische Gesellschaft, die ihre Wahrzeichen in Form von warzigen Atomeiern und gestielten Skyscrapern in die Welt entläßt ist die gesellschaftspolitische Seite, das ebenso egoistisch wuchernde, dann alles aufzehrende Karzinom die persönliche Dramatik und Tragik. Die an sich harmlose Warze ist daher ein bedeutsames Menetekel, das uns einen diesbezüglichen Fingerzeig liefern möchte.

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