Dienstag, 14. Januar 2003
das buch Die andere Haelfte Dann erscheint in leuchtendem Blau der Einsteigehinweis zu meinem Flug auf dem Bildschirm. Neben der Flugnummer sehe ich kleine rosa Herzchen tanzen, wie betrunken laufe ich zum Gate. Die Erfahrung der vielen Flüge, die ich im Laufe der Jahre von hier aus gemacht habe, stellt sicher, daß ich mich trotz rosa Herzen und anderer Halluzinationen nicht verlaufe. Unterwegs begegnet mir noch ein guter Bekannter, der mir freudig berichtet, daß er das Wochenende zu seiner Frau nach Wien fliegt. Ich lächele verständnisvoll und entschuldige mich mit Hinweis auf meine Einstiegszeit. Irgendwann sitze ich dann ohne Nachbarn auf meinem Fensterplatz 4E, bin angeschnallt, habe die Sicherheitshinweise wieder ignoriert und spüre, dass es in meiner Magengegend massiv grummelt, als sich das rotierende Turbinengeräusch schnell verstärkt, um mich schließlich fest in den Sitz zu drücken. Draußen regnet es, die Wolken hängen tief. In etwas mehr als zwei Minuten sind wir durch die grauen Schicht hindurch geflogen und stechen in strahlendes Blau. Aufatmen. Und Puls zurück auf Normalniveau. In diesen Konditionen halte ich es im Flieger relativ komfortabel aus, und meine Angstbewältigungsstrategie greift, ich löse mich innerlich aus der Vorstellung zu fliegen und konzentriere mich auf etwas Schönes. Anfangs auf die Bordzeitung, dann den leichten Walldorfsalat mit Käsetoast und später die Lektüre, die ich sicherheitshalber für den Flug eingepackt habe. Von einem meiner italienischen Lieblingsautoren, Luciano De Crescenzo. In seinem Buch "Von der Macht der Liebe", das mich auf diesem "Abenteuer" begleiten soll, beschreibt er, wie sich alte griechische Philosophen über das Thema Liebe unterhalten. Sehr witzig geschrieben. Und ein kurzer Abschnitt von ihm bringt etwas in mir zum Schwingen. "Mir scheinen die Menschen durchaus der wahren Kraft des Eros nicht innegeworden zu sein. Zunächst aber müssen wir die menschliche Natur und deren Entwicklung richtig kennenlernen. Unsere Ehemalige Natur war nämlich nicht dieselbe wie jetzt, sondern eine ganz andere. Im Ursprung gab es drei Geschlechter von Menschen, nicht wie jetzt nur zwei, männliches und weibliches, sondern es gab noch ein drittes dazu, welches das gemeinschaftliche war von diesen beiden: mannweiblich, zusammengesetzt aus dem Männlichen und Weiblichen. All diese Wesen waren doppelt, ihre Gestalt war so rund, so daß Rücken und Brust im Kreise herumgingen, sie hatten vier Hände und vier Schenkel und zwei Gesichter auf einem kreisrunden Hals, und zweifache Schamteile auch, zwei männliche die Männer, zwei weiblich die Frauen und ein männliches und ein weibliches die Mannweiblichen. An Kraft und Stärke nun waren sie gewaltig und hatten auch große und hochmütige Gedanken, denn sie forderten die Götter heraus, so als wären sie ihnen gleichgestellt. Zeus und die anderen Götter beratschlagten nun, was zu tun sei, und wußten nicht, was. Denn es war nicht ratsam, sie zu töten, weil damit auch alle Ehrenbezeugungen und Opfergaben verlorengegangen wären. Nach vielen Mühen kam der Göttervater auf den Gedanken, alle Angehörigen der Geschlechter zu teilen, daß sie nur noch zwei Beine und ein Schamteil haben sollten. Sollten sie aber trotzdem mit ihrer Ausgelassenheit fortfahren, wollte er sie weiter zerschneiden, daß sie auf nur einem Bein gehen müssten wie Kreisel. Und so zerschnitt er sie alle, und Apollon heilte ihre Wunden, doch die Menschen wurden sehr unglücklich: Ein jeder sehnte sich nach seiner anderen Hälfte, und so kamen sie zusammen, umfaßten sich mit den Armen und schlangen sich aneinander in dem Begehren, wieder zusammenzuwachsen. Und dieses Verlangen und Trachten nach dem Ganzen heißt Liebe." Ich bin wohl gerade auf dem Weg auszuprobieren, ob ich diese andere Hälfte vielleicht gefunden habe. Die Schmerzen des ausschließlich virtuellen Zusammenseins und realem Getrenntseins voneinander haben Asta und ich nun schon einige Wochen durchlebt, den Wunsch wieder heile zu sein, mit der fehlenden Hälfte zusammenzuwachsen, können wir mit den alten Griechen teilen. Der Gedanke, vielleicht endlich das gefunden zu haben, was ich seit Jahren suche, durchströmt mich wie erstes Frühlingslicht den feingewebten Leinenvorhang im Südfenster. Er lässt mich Zeit (am Nachmittag, neunzig Minuten vor unserer Begegnung) und Ort (zwölftausend Meter über der Norditalienischen Erdoberfläche) vergessen - ich träume. [kleiner Ausschnitt aus meinem Buch] von sturmfisch | 14.01.03, 23:40 | link me | - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - |
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Die Nacht "Die Nacht ist
still, und ihrer Stille verbergen sich die Träume." K. Gilbran
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Dr. Gabriele Pauli
Durchsucht man Google nach Fotos der "Schönen Landrätin", findet man das beste...
by sturmfisch (14.01.07, 11:23)
Was ich gerade ... lese
[2007] [2006] Richard Powers: Der Klang der Zeit Adam Hochschild:...
by sturmfisch (09.01.07, 11:48)
Babel einer der besten Filme,
die ich seit langem im Kino gesehen habe. http://www.paramountvantage.com/babel/
by sturmfisch (14.12.06, 12:37)
Zeiten ohne Autobahnen Die Haare
fielen ihr ins Gesicht. „Verdammt“, fluchte sie, „warum habe ich...
by sturmfisch (18.09.06, 15:25)
Mary lächelte, als mache es
ihr überhaupt nichts aus, auf einem fast verlassenen Boot...
by sturmfisch (13.09.06, 17:06)
Max Mara »Magst du italienische
Mode? « »Klar « »Du Figur hast du ja dafür....
by sturmfisch (18.08.06, 10:42)
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